Wenn Nazis irgendwo ihr Weltbild propagieren wollen sollte man sie stoppen finden wir. Also fahrt am 3. Augut nach Bad Nenndorf. Warum wir das wichtig finden:
Aufruf zu den Blockadeaktionen in Bad Nenndorf am 3. August 2013
Am 3. August wollen Nazis in Bad Nenndorf, wie auch in den Jahren davor, ihren sogenannten Trauermarsch durchführen. Sie begründen dies mit der Behauptung im dortigen Winklerbad seinen in Bad Nenndorf nach Kriegsende Deutsche von den Alliierten gefoltert und Menschenunwürdig behandelt worden. So wird in bester geschichtsrevisionistischer Manier ein Opfermythos aufgebaut und Jahr für Jahr pilgern Nazis nach Bad Nenndorf, um die deutschen Täter_innen zu betrauern.
Aus diesem Grund ruft die Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“ in diesem Jahr wieder mit Unterstützung eines breiten Bündnisses zu Massenblockaden auf, um den Aufmarsch der Nazis zu verhindern und ihnen keine Plattform für die Verbreitung ihrer rassistischen und nationalistischen Scheiße zu bieten.
Dass es viele Menschen gibt, die nicht bereit sind den Nazis die Straße zu überlassen finden wir erst einmal gut, denn Nazis sind gefährlich und bedrohen alle Menschen die nicht in ihr Weltbild passen. Sie organisieren zu diesem Zweck auch solche Aufmärsche, wie den Trauermarsch in Bad Nenndorf, um für sich zu werben, Aufmerksamkeit zu erzeugen und um Macht zu Demonstrieren. Sich dem in den Weg zu stellen ist notwendig und wichtig.
Darüber hinaus ist es aber auch wichtig sich gegen die Verhältnisse zu stellen, die laufend neue Faschistinnen und Faschisten hervorbringen. Wenn Nazis Sachen fordern, wie „Arbeitsplätze für alle!“ oder „Kein deutsches Geld für fremde Interessen!“ dann klingt das erstmal nach Dingen, die wohl die meisten deutschen Bürger_innen unterschreiben würden. Man wundert sich also warum sich dann trotzdem so viele Leute an den Nazis stören. Der Nationalismus als Erklärung reicht allein nicht aus, wenn man schaut, dass sich die Leute jedes Mal zur Fußball WM oder EM flaggenschwingend und schwarz-rot-gold angemalt, dankend dem nationalen Fieber hingeben. Dazu passt eine Partei, wie die NPD, die in ihrem Wahlprogramm „Deutschland zuerst“ stehen hat, doch eigentlich ganz gut.
Das Problem liegt vielmehr darin, dass die Nazis die Grundlage der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, nämlich Staat, Nation, Volk, Kapital konsequent zu Ende denken.
Deswegen ist es auch gefährlich zu glauben, dass die Nazis ein paar unterprivilegierte, keulenschwingende Neandertaler sind, die man nur ein Mal im Jahr blockieren muss. Rassismus ist beileibe kein Randphänomen, sondern zieht sich durch die gesamte Gesellschaft, was man gut daran ablesen kann, dass der Staat konsequent zwischen Asylbewerber_innen unterscheidet, die nützlich für den Standort Deutschland sind und den anderen, die in Lagern versauern oder im Meer ertrinken müssen. Wenn der deutsche Mob in Marzahn-Hellersdorf eine Pogromstimmung gegen das geplante Asylbewerber_innenheim schürt („Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt“) oder wenn die Boulevardzeitungen mal wieder auf die „faulen Pleite-Griechen“ schimpfen. Die Abgrenzung der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber Faschistinnen und Faschisten hat dann letzten Endes sogar noch den Effekt, dass das Nein zu Nazis die eigenen Rassismen überdeckt: Böse sind immer die anderen!
Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die Logik von Nationalstaaten und deren Bürger_innen denen der Nazis eben nicht allzu fremd ist. Wenn böse immer die anderen sind, dann ist gut auch immer das was Deutschland nützt! Und was Deutschland nützt ist den Wohlstand zu verteidigen, der erreicht wurde. Diesen nicht, bzw. nur mit „nützlichen“ Gesellschaftsmitgliedern, zu teilen ist dabei spätestens in seinen Konsequenzen kaum weniger ekelhaft! Dass Abschiebung oft den Tod der Betroffenen bedeutet und die Sparpolitik die anderen Staaten im Namen des Wohls der europäischen Gemeinschaft aufgezwungen wird, deren eigene Grundlagen eher zerstört als regeneriert, wird dabei nicht beachtet. Im Gegenteil: Dies bedeutet schließlich auch, dass der eigene Staat im globalen Wettkampf noch mehr Abstand nach unten gewonnen hat und gleichzeitig eben jene Staaten abhängig von den vermeintlich helfenden Staaten gemacht werden. Das Argument, dass diese Staaten aufgrund schlechten Wirtschaftens daran selber schuld seien verdreht zusätzlich die Ursachen und zeigt auch die kapitalistische Mentalität des Hauen und Stechens mit denen Nazis auf anderer Ebene tragischer Weise ernst machen.
Kommt am 3. August nach Bad Nenndorf und lasst uns gemeinsam den Aufmarsch blockieren. Setzen wir ein Zeichen und machen wir klar, dass wir den Nazis auch dieses Jahr nicht die Straße überlassen. Aber lasst uns auch daran denken, dass, so lange wir nicht versuchen die Verhältnisse zu ändern, mit Sicherheit der nächste Trauermarsch kommt.
Wir sehen uns in Bad Nenndorf – ♥ 2 Block!
die neonazis fordern nicht „Arbeitsplätze für alle!“ wie ihr schreibt, sondern „Arbeit zuerst [oder auch: nur] für Deutsche“. „Arbeitsplätze für alle“ zu fordern wäre unter gewissen Gesichtspunkten schon fortschrittlich.