PM: Polizei an der Uni? Nein, danke!

Hannover – Im Januar hat das Institut für Soziologie an der Leibniz Universität Hannover für das Sommersemester 2021 einen Lehrauftrag an einen Polizisten bestätigt und somit dem Wunsch der Studierendenschaft der LUH widersprochen, die sich auf verschiedensten Ebenen seit Jahren für eine Zivilklausel einsetzt. Nun organisiert der Fachrat Sozialwissenschaften gemeinsam mit dem AStA der Leibniz Universität Hannover eine kritische Vortragsreihe unter dem Namen „Who protects us from you? Kritik an der Polizei und warum das nicht reicht“. Dem vorausgegangen war eine Auseinandersetzung mit dem Fachrat SoWi (Sozialwissenschaften), welcher sich aus diversen Gründen gegen den Lehrauftrag ausgesprochen hatte und den Institutsvorstand und die für den Lehrauftrag Verantwortlichen aufforderte, der Vergabe nicht zuzustimmen bzw. dieser entgegenzuwirken.

So hatte der Fachrat kritisiert, dass eine aktive Tätigkeit in der Polizei trotz entsprechender akademischer Qualifikation einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Institution im Wege steht. „Die Auseinandersetzung mit einer Institution, die fast täglich durch strukturellen Machtmissbrauch, Rassismus und Rechtsextremismus in den Blick der Öffentlichkeit gerät, bedarf einer kritischen Distanz zum Objekt, gerade in der Lehre, gerade bei einer Einführung. Die sehen wir bei Herrn Frank-Holger Acker nicht gegeben.“ So der Fachrat SoWi.

Diese Position teilte der Vorstand des Instituts in Folge der Auseinandersetzung und weiterer Kritik auch anhand der Schriften Ackers durch den Fachrat nicht. So heißt es in einer Position des Vorstandes: „Herrn Acker auf der Basis seines Berufs und des Titels seiner Veranstaltung zu unterstellen, dass er als Polizist nicht in der Lage sei, über die gesellschaftliche Rolle seines Arbeitgebers zu reflektieren, würde einer institutionellen Diskriminierung gleichkommen. Ein Rückzug des Lehrauftrags aus normativen Gründen wäre eine Form der Zensur.“

„Dem steht die gesellschaftliche Verantwortung und Funktion entgegen, die das ISH als Lehrinstitut hat. Das Institut ist sicher nicht auf den Lehrauftrag angewiesen und der Platz hätte auch durch einen anderen Lehrauftrag gefüllt werden können. Die Verlockung, die hier auch ins Feld geführt, einen kostenlosen Lehrauftrag, der thematisch bei den Studierenden beliebt ist, muss man gleichzeitig sehr ernst nehmen, und darf sie als Argument eben gar nicht anerkennen. Dem Zwang, universitäre Lehre nach ökonomischen Gewichtspunkten gestalten zu müssen, darf nicht nachgegeben werden.“ So der Fachrat SoWi weiter.

In einem Beitrag zur Racial-Profiling-Debatte von Dr. Frank-Holger Acker kommt er nach seitenlangen Begriffsdefinitionen und -aufweichungen zum Fazit, “dass die polizeiliche Arbeit nicht rassistisch geprägt ist”. Eine gewagte These für jemanden, der selbst rassistische Begriffe wie “Subsahara-Afrikaner” nutzt und allen Ernstes “vermeintliches Racial Profiling” mit “vermeintlicher uniform stigmatization” auf eine Stufe stellt.

“Immer wieder werden faschistische Chatgruppen innerhalb der Polizei aufgedeckt und immer wieder sterben von Rassismus betroffene Menschen im Polizeigewahrsam oder nach Abschiebungen. Die Frage lautet nicht “Ist die Polizei rassistisch?”, sondern “Wie können wir besser dagegen vorgehen?”. Auf jeden Fall nicht, indem wir zulassen, dass sie es sich selbst in der Opferrolle und in unserer Universität bequem macht.” (Tim-Jonas Beisel, Kassen-Referent)

Die kritische Veranstaltungsreihe wird unter anderem die Themen Polizeigewalt und Alternativen zur Polizei verhandeln. „Unsere Vortragenden werden aus verschiedenen Perspektiven Hinweise darauf geben, warum ein aktiver Polizist an der Uni nichts zu suchen hat. Alle, außer Cops, sind herzlich eingeladen unsere Verstaltungsreihe zu besuchen. Termine werden wir Euch zeitnah mitteilen können.“ so die Veranstaltenden.

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