F 1985; R: Claude Lanzmann; 35mm, 540min, OmU
Der französische Filmemacher Claude Lanzmann legte Mitte der 80er Jahre mit SHOAH eine der radikalsten und umfassendsten Filmarbeiten über die Vernichtung der europäischen Juden im Nationalsozialismus vor. 12 Jahre Arbeit, 350 Stunden Material, 9 1/2 Stunden Film gegen das Vergessen.
Dabei verzichtet der Film auf Musik, auf jegliche Form des Kommentars und auf historisches Archivmaterial. Im Mittelpunkt stehen nicht die Dokumente der Vergangenheit, sondern die Gegenwärtigkeit des Erinnerns. Lanzmann besuchte die Orte der Vernichtung, die „Todesfabriken“ Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka, Auschwitz und fand Orte vor, über die Gras gewachsen war. Daher die Insistenz, mit der er in Polen, in Israel, in den USA, in Deutschland letzte Augenzeugen der Katastrophe – seltene Überlebende der »Sonderkommandos«, Zuschauer und auch NS-Täter – ausfindig machte und zu Deportation und Lageralltag befragte.
Das Erlebte aber drängt mit aller Kraft ins Vergessen. Es bedurfte eines hohen, psychologisch geschulten Aufwands und einer ausgefeilten Fragetechnik, um die Befragten zum Sprechen zu bringen und ihnen zu entlocken, was nicht bewältigt werden kann. Ohne chronologische Anordnung und bewusst fragmentarisch präsentiert, ergeben die Interviews ein subtil gewobenes Geflecht ineinander verschränkter Perspektiven auf das Unbegreifliche.
Quelle: Babylon Berlin
Es gibt in Shoah keine Sekunde mit Archivmaterial, weil dies nicht die Art ist, wie ich denke und arbeite, und, nebenbei gesagt, solches Material gibt es gar nicht. […] Wenn ich einen Film gefunden hätte – einen geheimen Film, weil das Filmen verboten war –, gedreht durch die SS, in dem gezeigt wird, wie 3000 Juden – Männer, Frauen und Kinder – zusammen sterben, in der Gaskammer des Krematoriums 2 in Auschwitz ersticken, so würde ich ihn nicht nur nicht gezeigt haben, ich hätte ihn sogar vernichtet. Ich kann nicht sagen, warum. Das passiert von selbst. (C. Lanzmann)
Sa. 13. 11. 18:00 Uhr Shoah Teil 1
So. 14. 11. 17:00 Uhr Shoah Teil 2
Wo? Elchkeller, Scheiderberg 50
(Tram: Haltestelle, Scheiderberg)