Wir freuen uns euch am 03.04.2013 zu einer Veranstaltung zur Einführung in die kritische Theorie einladen zu dürfen. Los gehts um 20 Uhr im Raum V111, Schneiderberg 50.
„…die das Glück der Individuen zum Ziel hat“
Über die Entstehung und Entwicklung der kritischen Theorie.
„Mitmachen wollte ich nie…“ Leo Löwenthal, von dem diese Worte stammen, bringt damit treffend das fundamentale Misstrauen zum Ausdruck, mit dem die kritische Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft begegnet. Ist dies doch eine Gesellschaft, die den Menschen einzig und allein als disponible Größe zur Auspressung von Mehrwert kennt und die ihr Anderes, Natur, rein als Gegenstand einer krämerseligen Vorstellung von Nützlichkeit betrachtet. Diese Verhältnisse, in denen Mensch und Natur gleichermaßen erniedrigte und geknechtete, verächtliche und verlassene Wesen sind, umzustürzen, steht im Zentrum aller Anstrengung von kritischer Theorie. Und insofern begreift sie sich auch als die theoretische Seite der Befreiung der Menschheit aus Ohnmacht und Gewalt.
Das ist allein möglich, weil kritische Theorie die Menschen als die Produzenten ihrer gesamten gesellschaftlichen Lebensformen begreift, Gesellschaft also als allein durch menschliche Tätigkeit geworden und so auch als fundamental veränderbar versteht. In dieser grundsätzlichen historisch-materialistischen Weise knüpft kritische Theorie an ihre Begründer, Karl Marx und Friedrich Engels, an, geht zugleich aber über sie hinaus. Der Vorstellung etwa von der grundstürzenden Macht des Proletariats, wesentliche Hoffnung noch bei Marx und Engels, begegnet sie äußerst reserviert. Der Stalinsche Terror zum einen, die Ermordung der Juden in Europa zum anderen stehen im Hintergrund der skeptischen Haltung. Dies aber markiert keinen Bruch, sondern bezeugt nur das Selbstreflexivwerden von kritischer Theorie. In anderen Worten ist die bürgerliche Gesellschaft ohne Marx nicht zu begreifen; mit Marx allein aber ist die bürgerliche Gesellschaft ebenso wenig zu begreifen.
Diese Wendung findet dann ihre Zuspitzung in der von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno gemeinsam verfassten Dialektik der Aufklärung, in der nun nicht mehr die kapitalistische Produktionsweise allein Gegenstand der Kritik ist, sondern die abendländische Kultur insgesamt. Damit aber, und das macht die Aktualität dieses Denkens aus, ist uns die Möglichkeit eröffnet, herauszutreten aus der immer noch selbstverschuldeten Unmündigkeit in ein ‚Reich der Freiheit’, in dem, so Adorno, die Gewalt gegen Mensch und Natur gleichermaßen endlich aufhören.
Unser Referent, Dirk Lehmann, hat in Duisburg und Bielefeld Soziologie studiert. Er arbeitet gegenwärtig über die Entstehung und Entwicklung der kritischen Theorie und veröffentlicht unregelmäßig im Kritiknetz – Zeitschrift für Kritische Theorie der Gesellschaft und in Phase 2.
Organisiert mit freundlicher Unterstützung des AStAs der Uni Hannover.